Um auch in großen Organisationen den Überblick zu behalten, haben sich im Laufe der
Geschichte eine Reihe von Maßnahmen in der Finanzbuchhaltung entwickelt, die ihren
Ursprung meist in der papiergebundenen Ablage haben, aber in dieser Begrifflichkeit auch
in EDV-gestützten Buchhaltungen weiterhin anzutreffen sind, auch wenn sie hier ihren Sinn
manchmal verloren haben.
Grundbuch
(Journal,
Buchungsjournal, Primanota) |
Die Liste aller Buchungen der Finanzbuchhaltung, und zwar nicht geordnet
nach Konten, sondern nach Datum. Es handelt sich also einfach um eine streng
chronologische Liste aller Buchungsvorgänge (letztlich von lateinisch: acta diurna =
Tagesbericht). Meist werden zwei Daten geführt: Das Datum der Erfolgswirksamkeit und das
Datum der tatsächlichen Eingabe der Buchung. Der Name leitet sich von dem früher
tatsächlich physisch vorhandenen Grundbuch ab, in das alle anfallenden Belege in der
Reihenfolge ihres Eintreffens eingetragen wurden, zusammen mit ihrer Belegnummer und
Kontierung (Buchungssatz). In EDV-gestützten Buchhaltungen hat das Journal inhaltlich an
Bedeutung verloren bzw. ist aufgrund der anderen Datenorganisation mehr oder weniger
automatisch verfügbar. |
Hauptbuch
(Hauptbuchhaltung) |
Der Teil der Buchhaltung, der sich auf den sogenannten Sachkonten
abspielt. Diese sind im sogenannten Kontenplan definiert und teilen sich
auf in Bestandskonten und Erfolgskonten. Die Sachkonten stellen die sachliche
(inhaltliche) Ordnung der Buchhaltung her. Bilanz und GuV werden ausschließlich auf der
Basis der Hauptbuchhaltung erstellt. Alle Buchungssätze aus dem Journal wurden früher
zusätzlich auf die Konten des Hauptbuchs verbucht, so daß man schnell den Kontostand
jedes Kontos ermitteln konnte, wozu man mit dem Journal allein nicht in der Lage war. |
Nebenbücher
(Nebenbuch-
haltungen) |
Eine von der Hauptbuchhaltung getrennte Verwaltung von
Detailinformationen, mit denen die summarischen Buchungen auf bestimmten
Sachkonten der Hauptbuchhaltung (sog. Sammelkonten) nachvollzogen werden
können. Die "Objekte" der Nebenbuchhaltung werden auf den sogenannten
Nebenkonten verwaltet. Eine Nebenbuchhaltung kann mehrere Sammelkonten
umfassen. Man könnte auch sagen, daß man an die Buchung auf dem Sachkonto
eine Fußnote macht, in der man diese Buchung nachvollziehbar erläutert. Die
Nebenbuchhaltung ist die geordnete Sammlung dieser Fußnoten. Typische
Nebenbuchhaltungen sind:
- Debitoren und Kreditoren
- Lagerbestände
- Lohn/Gehalt
- Anlagevermögen
- Wechsel
Den Nebenbuchhaltungen kommt in einem ERP-System eine besondere Bedeutung zu, da sie in
der Regel als eigene "Module" ausgebildet sind, in denen die eigentliche Arbeit
der Fachabteilungen stattfindet. Dank der EDV können ohne Gefahr des Vergessens oder
Fehlbuchens die hier anfallenden Bewegungen parallel auf den Sammelkonten der FiBu gebucht
werden. Außerdem werden dort weitere Funktionen ausgeführt, die weit über
den Charakter von Fußnoten hinausgehen, wie debitorischer Mahnlauf,
kreditorischer Zahlungslauf, Neubewertung von Artikelbuchungen, Wartung von
Anlagen, ... |
Sachkonto |
Die Konten der Finanzbuchhaltung im engeren Sinne (Konten der
Hauptbuchhaltung). Sie sind die "eigentlichen" wertführenden Konten, auf ihnen
bauen Bilanz und GuV auf. |
Unterkonto |
"Bewegungskonto" (meist mehrere) für ein ruhendes
Bestandskonto (Hauptkonto). Solange die Unterkonten bebucht werden, ruht das Hauptkonto,
wird also nicht bebucht, sondern behält seinen Saldo. Sinn ist stets eine Differenzierung
der Vorgänge auf dem Hauptkonto (Trennung von Anfangsbestand und Verkehrszahlen).
Die getrennten Unterkonten lassen sich leicht in speziellen Auswertungen verwenden (z. B. BWA). Der Gesamtbestand ergibt sich als Saldo aller Unterkonten und des Hauptkontos.
Bebucht wird das Hauptkonto in der Regel nur im Rahmen des Jahresabschlusses. Typisches
Beispiele:
- Die Erfolgskonten als Unterkonten des Hauptkontos "Eigenkapital". Dieses ruht
übers Jahr, die Eigenkapital-Veränderungen werden auf die Erfolgskonten gebucht.
- Die Bestandskonten für Waren, Material etc.: Hier kann man ebenfalls eine Aufteilung in
ein ruhendes Hauptkonto und mehrere "Bewegungskonten" finden, auf denen z. B.
getrennt Lagerzugänge, Lagerabgänge, Artikel in Fertigung etc. gebucht werden.
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Zwischenkonto |
Sachkonto, das aus eher technischen Gründen Buchungen
"zwischenparkt", z. B.
- Umbuchungskonten für zeitliche Verschiebungen von Buchungen
- Geldtransit (Zwischenparken von Werten z. B. in dem Zeitraum zwischen FiBu-Buchung und
Erscheinen auf dem Kontoauszug der Bank)
- Durchlaufende Posten (Buchungen, die inhaltlich nichts mit dem Betrieb zu tun haben und
genauso wieder rausgehen, wie sie reingekommen sind)
- Ungeklärte Posten (Zwischenparken von Werten, deren Zustandekommen man nicht versteht,
mit denen man sich aber erst später inhaltlich auseinandersetzen will, z. B. eine
unverständliche Gutschrift auf dem Bankkonto)
Zwischenkonten weisen im Idealfall den Saldo 0.00 auf. |
Sammelkonto |
Ein Sachkonto, für das eine Nebenbuchhaltung existiert. Im Gegensatz zu einem ruhenden Hauptkonto, für welches Unterkonten
existieren, ruht das Sammelkonto nicht, wenn die Nebenkonten bebucht
werden.
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Sammelkonto für Verbindlichkeiten |
Eine besondere Art von kreditorischen Sammelkonten sind solche Konten wie
- Verbindlichkeiten Sozialversicherung
- Verbindlichkeiten Lohn und Gehalt
- Verbindlichkeiten Lohnsteuer
- etc.
Charakteristisch für diese Sammelkonten ist, daß die dahinter stehenden
Personenkonten (Krankenkassen, Finanzkasse, Angestellte, ...) in der Regel
nicht als "echte" Kreditoren geführt werden. Der Ablauf ist dann
folgender: Im Rahmen z. B. der Gehaltabrechnung werden die zu tätigenden
Sozialversicherungsabgaben gebucht: Personalkosten an Verbindlichkeiten
Sozialversicherung. Die Versicherungsträger buchen aufgrund der ihnen
gemachten Angaben die fälligen Beträge ab, man bucht Verbindlichkeiten
Sozialversicherung an Bankkonto. Meist geht das glatt, das Sammelkonto hat
danach den Saldo 0,00. Sollte es einmal nicht auf Null aufgehen, liegt
irgendein Fehler vor, den man dann aber nur innerhalb des letzten Monats in
einer kleinen Zahl von Buchungen suchen muß.
Es handelt sich also um eine Bequemlichkeit: Man erspart sich die
Nebenbuchhaltung mit ihrem erhöhten Verwaltungsaufwand. Wäre man aber ganz
bequem und würde die Sozialversicherungsabgaben erst bei Abbuchung direkt
auf die Personalkosten buchen, hätte man keine Chance, Fehler zu bemerken.
Außerdem entstehen die Verbindlichkeiten schon vor dem Abbuchen, dieses
Vorgehen dient also auch der periodengerechten Erfolgsermittlung. |
Nebenkonto |
Konto einer Nebenbuchhaltung zu einem Sammelkonto. Ein
Nebenkonto nimmt die Buchungsvorgänge (Zugänge und Abgänge) zu einem
einzelnen "Objekt" der Nebenbuchhaltung auf. Jedes Nebenkonto weist wie ein
"normales" Konto Buchungen in Soll und Haben auf und einen Saldo. Beispiele für diese
Objekte:
- Ein Debitor: Zugänge sind Rechnungen (Forderungen), Abgänge sind
Zahlungen, Gutschriften und Forderungsverluste.
Saldo: Die Schulden oder das Guthaben des Debitors bei uns
- Eine Maschine des Anlagevermögens: Zugänge sind Anschaffung und
Werterhöhungen (Modernisierung, Erweiterung), Abgänge sind Abschreibungen
und Verkauf/Verschrottung.
Saldo: Der Buchwert der Maschine
- Eine Artikelnummer des Lagerbestandes: Zugänge sind Einkauf oder
Produktion, Abgänge sind Verkauf oder Verwendung in der Produktion oder
Verlust durch Verderb oder ...
Saldo: Der Buchwert des Artikelbestandes
Mit der Einführung von Nebenkonten will man vermeiden, daß das
Hinzukommen oder Ausscheiden von Objekten sich dauernd in Änderungen des
Sachkontenplans widerspiegelt: Kunden kommen und gehen, das Forderungskonto
bleibt. Artikel werden und vergehen, das Bestandskonto bleibt.
Der Saldo des Sammelkontos muß gleich der Saldensumme aller seiner
Nebenkonten sein, sonst liegt ein Fehler vor. |
Personenkonto |
Die Konten der debitorischen und kreditorischen
Nebenbuchhaltungen, die die Buchungen für einzelne Debitoren und Kreditoren
(= Personen) aufnehmen. |
Kontokorrent |
"Laufende Rechnung", also ein wechselndes Schuld- und
Guthabenverhältnis: Eine vereinbarte Abrechnungsweise zwischen Personen, die miteinander
in Geschäftsverbindung stehen, nach der die beiderseitigen Geldansprüche und Leistungen
zunächst nur verbucht und erst am Ende eines bestimmten Zeitabschnitts im ganzen
verrechnet werden (um sich einen Haufen Einzelzahlungen zu ersparen). Debitoren- und
Kreditorenbuchhaltung werden aus diesem Grund auch häufig als Kontokorrentbuchhaltung
(Personenkontokorrent) bezeichnet. |
Debitor |
"Schuldner": Jede Person (Unternehmen), die uns Geld schuldet.
Häufig gleichbedeutend mit Kunden, also Personen, die uns regelmäßig nach einer
Lieferung von Waren oder Leistungen solange Geld schulden, bis sie die Rechnung bezahlt
haben. Strenggenommen sind aber Kunden nur eine Untermenge der Debitoren, zu denen auch z.
B. Kreditnehmer gehören, die keine Kunden sind. Ein Debitor steht also "in unserer
Schuld" -- als Kunde in Höhe der Rechnung und mit der Dauer der Rechnungsfälligkeit
--, daher der Name "Schuldner" (lateinisch: debere = schulden, verpflichtet
sein). |
Kreditor |
"Gläubiger": Jede Person (Unternehmen), der wir Geld schulden.
Häufig gleichbedeutend mit Lieferanten, also Personen, denen wir regelmäßig nach einer
Lieferung von Waren oder Leistungen solange Geld schulden, bis wir die Rechnung bezahlt
haben. Strenggenommen sind aber Lieferanten nur eine Untermenge der Kreditoren, zu denen
auch z. B. Kreditgeber gehören, die keine Lieferanten sind. Ein Kreditor gibt uns also
einen Kredit -- als Lieferant in Höhe der Rechnung und mit der Dauer der
Rechnungsfälligkeit --, daher der Name "Kreditor". Der Kreditor ist jemand, der
daran glaubt, daß wir sein Geld zurückzahlen, daher der Name "Gläubiger"
(lateinisch: credere = Vertrauen schenken, glauben). |
Offener Posten |
I. w. S. jede Buchung, die noch nicht einer entsprechenden
(neutralisierenden) Gegenbuchung zugewiesen wurde.
I. e. S. eine offene Debitoren- oder Kreditorenrechnung, der noch keine (neutralisierende)
Zahlung gegenübersteht. Die Verwaltung der Offenen Posten (Mahnungen, Zahlungsläufe) ist
ein recht aufwendiger Teil der debitorischen und kreditorischen Nebenbuchhaltung. |
Journale |
Neben dem Journal im engeren Sinne (Grundbuch) gibt es noch eine Reihe
von weiteren chronologisch geführten Listen:
- Lieferscheinjournal: Alle Lieferscheine, getrennt nach Lieferanten und Kunden.
Lieferscheine bilden die Basis für die Rechnungslegung.
- Rechnungsjournal: Alle Rechnungen, getrennt nach Lieferanten und Kunden. Teil der
ordnungsgemäßen Buchführung.
In einem ERP-System, das ja auch Archivierungfunktion hat, kommen häufig noch weitere
Journale dazu, die nichts mehr mit der Finanzbuchhaltung zu tun haben (in der Regel nur
auf der Kundenseite, also Ausgangspapiere):
- Angebotsjournal
- Auftragsbestätigungsjournal
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Mandant |
Rechtlich eigenständige "Buchungsfirma".
Der Begriff kommt aus der Steuerberatungspraxis (Steuerberater bieten oft Buchhaltung als
Dienstleistung an) und bezeichnet die in sich abgeschlossene Datenhaltung für jedes
rechtlich eigenständige Unternehmen, mit eigenem Kontenrahmen, eigenen Buchungen, eigenem
Jahresabschluß.
Eine GmbH, die aus steuerlichen Gründen noch zwei weitere GmbH's gegründet hat, muß
also in ihrer Finanzbuchhaltung drei unabhängige Mandanten führen. |
* Konsolidierung |
Das Zusammenfassen von Bilanz und GuV mehrerer Mandanten
(Tochtergesellschaften) in einem weiteren Mandanten (Muttergesellschaft), um das
Gesamtergebnis für alle Mandanten zu ermitteln. |
Anzahlungen |
Ein alltäglicher, aber buchungstechnisch interessanter Vorgang, der
mitunter von Fibu-Software nicht gut abgebildet wird. Anzahlungen sind Vorleistungen auf
schwebende Geschäfte, auf die eine Lieferung oder Leistung des Geschäftspartners noch
aussteht. Von uns geleistete Anzahlungen sind Leistungsforderungen von uns
an den Partner, erhaltene
Anzahlungen sind Leistungsforderungen an uns. Sie müssen auf gesonderten Bestandskonten
verbucht werden, da noch keine Kosten oder Erlöse vorliegen. Erhaltene Anzahlungen sind
stets der Umsatzsteuer des zugrundeliegenden schwebenden Geschäftes unterworfen, auch
wenn die eigentlich steuerlich zugrundeliegende Lieferung noch nicht erfolgt ist (sonst
sind die Möglichkeiten des Steuermißbrauchs zu groß). |
Fremdwährungen |
Buchungstechnisch ein übles Thema, weil Fremdwährungen die Eigenschaft
haben, permanent im Wert zu schwanken. Eine EUR-Rechnung, die in US-Dollar beglichen wird,
kann schon einen Tag später als unter- oder überbezahlt gelten. Daher sind für solche
Fälle genaue Vereinbarungen über den zu verwendenden Wechselkurs notwendig. Währungsbestände
werden auf gesonderten Währungskonten (Nebenkonten) geführt, wo sie nicht als Werte
verwaltet werden, sondern als "Stück US-Dollar" oder "Stück Pfund
Sterling", so wie das auch bei unserer Bank in New York oder London der Fall ist. Der
jeweilige Wert in EUR wird "von Zeit zu Zeit" mit dem entsprechenden Hauptkonto
abgeglichen, also auf- oder abgewertet. |
Kasse |
Bargeldbestände haben die unangenehme Eigenschaft, nie tatsächlich so
vorhanden zu sein, wie die Buchführung das meint. Daher ist regelmäßig der berühmte
Kassensturz fällig, um zu sehen, wieviel Schotter tatsächlich in der Geldkassette liegt,
um dann die Buchführung entsprechend zu korrigieren (Buchung von Kassengewinn oder
-verlust). |
Abstimmung |
I. e. S. der Vergleich des Saldos eines Sammelkontos mit den Saldensummen
der Konten seiner entsprechenden Nebenbuchhaltung. Das Aufklären von (stets unzulässigen) Differenzen kann ein
sehr aufwendiger Prozeß sein. Gute ERP-Systeme unterstützen im Vorfeld die Vermeidung
von Differenzen bzw. dann die Suche durch entsprechende Berichte. I. w. S.
jede Plausibilitätsprüfung, bei der Salden oder Summen aus zwei
verschiedenen Quellen ermittelt und miteinander auf Differenzen verglichen
werden, die dann hoffentlich nicht auftreten oder erklärt werden können.
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